“Rheinland-Pfalz ist das Land des Bürgerfernsehens, mit 28 Offenen Kanälen halten wir den Deutschland-Rekord”. Das betonte der Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Martin Stadelmaier beim “Tag der Offenen Kanäle” in Ludwigshafen. Vor 20 Jahren begann mit der Aufnahme des Sendebetriebes des Offenen Kanals Ludwigshafen/Vorderpfalz die Geschichte des Bürgerrundfunks in der Bundesrepublik. “Die Offenen Kanäle sind zu einem wichtigen Bestandteil der Medienstruktur der Länder geworden. Es ist privates Fernsehen ohne Kommerz.” Stadelmaier lobte das ehrenamtliche Engagement für das Bürgerfernsehen.
“über 1800 Vereinsmitglieder, die hier ehrenamtlich tätig sind, haben im Jahr 2003 an rund 3.000 Sendetagen über 14.000 Sendungen mit nahezu 600.000 Sendeminuten produziert. Dies gibt ein beredtes Zeugnis des täglichen Einsatzes in den Offenen Kanälen in den Regionen unseres Landes.” Die Offenen Kanäle in Rheinland-Pfalz erreichen zwischenzeitlich über 50 Prozent der Bevölkerung. Sie seien medienpolitisch Bestandteil der lokalen und regionalen Kommunikationsinfrastruktur, bildungspolitisch ausgewiesene Stätten der Medienkompetenzförderung. So trügen viele Offene Kanäle wesentlich zum kulturellen Geschehen und zur Förderung der Kommunikation unter den Bürgern vor Ort bei.
“Hatten die Offenen Kanäle in den achtziger Jahren eher die Funktion, den Bürgerinnen und Bürgern überhaupt einmal Zugang zu einem Medium zu verschaffen, um kommunizieren zu können – Stichwort Hyde-Park-Corner -, hat sich dies in unserer heutigen Internet-geprägten Informationsgesellschaft grundlegend verändert. Heute ist es jedermann möglich, schnell und ohne großen technischen Aufwand über das Internet Kontakt mit anderen aufzunehmen und entsprechende Botschaften zu verbreiten. Vor diesem Hintergrund bedarf es für die Offenen Kanäle neuer und zusätzlicher Legitimation.”
Offene Kanäle kommunizierten Meinungen und Ansichten zu lokalen und regionalen Themen. Indem sie Ereignisse und lokale Informationen transportierten, trügen die Offenen Kanäle auch zur Vielfaltsicherung und Identitätsbildung vor Ort bei, ohne in einen publizistischen Wettbewerb zu lokalem privaten Fernsehen zu treten. Martin Stadelmaier: “Sie bieten Raum für eine kreative Arbeit der Ehrenamtlichen. Sie spiegeln kommunale Kultur wieder, regen kommunikative Prozesse an und sind Träger wichtiger lokaler und regionaler Informationen.”
Bei aller Freude über einen 20sten Geburtstag könne man jedoch nicht die Augen davor verschließen, dass sich manche Offene Kanäle in einer Krise befänden. Es sei kein Einzelfall, dass über lange Zeiträume ein Standbild erscheine. Bei manchen würden an jedem Tag dieselben Beiträge gesendet und gelegentlich sei der Beitrag zur lokalen und regionalen Meinungsvielfalt beim besten Willen nicht zu erkennen.
Es sei im wohlverstandenen Eigeninteresse der Offenen Kanäle, selbstkritisch auf ihr Produkt zu schauen. Bundesweit 20 Millionen Euro, die die Landesmedienanstalten für Bürgermedienprojekte erhielten, müssten gegenüber dem Gebührenzahler gerechtfertigt werden. Staatssekretär Martin Stadelmeier: “Für mich besteht aber kein Zweifel daran, dass die Idee eines Bürgerrundfunks, der selbständig und eigenverantwortlich sowie werbefrei von Bürgerinnen und Bürgern veranstaltet wird, unverändert faszinierend ist.”