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54politik zur Zukunft der Einkaufsstadt Trier

Die Mieten für Läden in der Innenstadt liegen auf Rekordniveau. Gut und gerne 50-100 Euro müssen als Kaltmiete in guten Lagen veranschlagt werden – also rund das Zehnfache von Wohnungsmieten. Zugleich kommt es immer wieder zu zeitweisen Leerständen. Sind dies Vorboten für einen radikalen Wandel der Trierer Innenstadt in Zeiten von Online-Shopping, dominierenden Ketten und dem Bau von gigantischen Shoppingmals in Luxemburg? Bei 54politik diskutierten hierüber der bekannte Trierer Cartoonist Johannes Kolz, der seit Kurzem auch 2. Vorsitzender der City Initiative Trier e.V. ist, mit drei politischen Vertretern aus dem Stadtrat: Jessica Kreutz (Die Linke), Christiane Probst (UBT) und Tobias Schneider (FDP).

Schnell stellte dabei Johannes Kolz klar, dass man die Konkurrenz aus dem Onlinehandel nicht wegdiskutieren könne, sich zugleich aber nicht davon seiner Kräfte berauben lassen dürfe. Vielmehr sei es wichtig, das “Erlebnis Innenstadt”attraktiv zu machen. Ob durch Veranstaltungen oder ein attraktives Gesamtbild der City. Hier habe Trier zwar tolle Grundvoraussetzungen, müsse im Detail aber beispielsweise noch mehr Verweilmöglichkeiten schaffen.

Christiane Probst (UBT) pflichtete Kolz bei und nahm den aktuellen Boom von Shoppingmals in Luxemburg zum Beispiel. Trotz dieser neuen Konkurrenz kämen viele Luxemburger weiterhin nach Trier, weil die Preise nach wie vor hier günstiger seien und man die Schönheit und das Ambiente der Stadt Trier nicht durch eine Shopping-Mall ersetzen könne. Mit 2 Einkäufern auf jeden Einwohner sei Trier außerordentlich gut aufgestellt. Probst betonte aber auch, dass man deswegen nicht weitere Verbesserungen auf den Weg bringen müsse. In anderen Städten hätten sich Händler und Stadt beispielsweise zu einem Lieferservice zusammengeschlossen. Man müsse offen sein, für kreative Ideen.

Jessica Kreutz (Die Linke) unterstütze die Forderung aus der gesamten Runde nach einem/r unabhängigen City-Manager/in, der/die sich schnell um solche Dinge kümmern könne. Es sei auch richtig und wichtig, pflichtete FDP-Mann Tobias Schneider bei, dass dieser Posten mit einem Budget ausgestattet werden müsse. Christiane Probst unterstrich, dass man hier die ADD unbedingt davon überzeugen müsse, dass dies keine freiwillige, sondern eine notwendige Maßnahme sei. Und Johannes Kolz verwies auf die Satzung der City-Initiative, die eben eine solche durch die Stadt geförderte Stelle ausdrücklich vorsieht.

Kreative Ideen forderte Tobias Schneider auch von den Händlern: Man müsse die Regeln des Marktes annehmen und nach diesem Prinzip konkurrenzfähige Angebote schaffen. Auch große Ketten brächten derweil Arbeitsplätze in die Stadt. Den kleineren Einzelhändlern könne durch weniger Bürokratie geholfen werden und Startups müssten schneller und einfacher auf den Weg gebracht werden können. Dem pflichtete auch Kolz bei, der betonte, dass viele Ding einfach erheblich zu lange dauerten – Zeit, die Geschäftsleute nicht hätten. Denen ginge vorher einfach die finanzielle Puste aus. Es sei wichtig, keine unnötigen Diskussionen zu führen – beim Wort “Sichtachse” steige sein persönlicher Blutdruck immer sofort gen Himmel.

Insgesamt resümierte die meinungsfreudige, aber in den meisten Punkten letztlich Einigkeit demonstrierende Runde, dass Trier sich nicht sorgen soll, sondern die eigenen Stärken einer attraktiven Innenstadt sehen und weiter ausbauen müsse. Mit weniger Hürden und kleineren Verbesserungen sei schon viel zu schaffen.

Nicht ganz so einig war man sich dann aber bei der abschließenden Frage der Ansiedlung eines Globus-Marktes in Trier-Zewen. Die FDP sprach sich ausdrücklich dafür aus, während in der UBT und bei den Linken fraktionsintern kein einheitliches Meinungsbild vorliegt. Auch in der City-Initiative gab es nur eine Mehrheit gegen die Ansiedlung des Marktes. Die absolute Stimmungslage werde nun in einer Befragung der Mitglieder eingeholt. Tendenziell ist aber zu erwarten, dass sich diese dafür aussprechen dürften, am Einzelhandelskonzept festzuhalten, wonach diese große Neuansiedlung außerhalb des Alleenrings der Stadt nicht möglich wäre. Einig war sich die Runde aber auch, dass man dann mit einer Ansiedlung des Marktes im Landkreis, möglicherweise in Kenn, rechnen müsse.

Fazit: Ein interessanter Talk mit klaren Handlungsempfehlungen und der Angst vor einer neuen “blauen Lagune” in Globus-Orange.