Unmoralische Inszenierungen, interne Führungsschwäche, das Theater wirtschaftlich am Abgrund – dies und mehr wird derzeit Karl Sibelius vorgeworfen, dem Intendanten des Trierer Theaters. Bei OK54 äußert sich Sibelius in einem Interview ausführlich zur Kritik an ihm und seiner Arbeit. Im neuen Sendeformat “54stadtgespräch” beschreibt Sibelius die Lage rund um das Theater Trier aus seiner Sicht.
Die Reihe greift aktuelle Themen im Sendegebiet von OK54 auf und bietet den Beteiligten die Möglichkeit, sich umfassend zum Thema zu äußern. OK54 will seinen Zuschauern damit ermöglichen, sich ein eigenes, direktes Bild der Personen und der Situation zu machen.
Karl Sibelius betont im rund 40-minütigen Interview, selbst Fehler in den bisher zehn Monaten seiner Intendanz gemacht zu haben – er stehe aber voll hinter dem Programm in der ersten Spielzeit, auf das er stolz sei. In den kommenden Jahr wolle er das Theater mit viel Leidenschaft auf den richtigen Weg bringen. Dafür fordert er sich insgesamt drei Jahre Zeit ein, die die Politik ihm auch von Anfang an habe geben wollen – und ihm nach wie vor zugestehe. Am Ende dieses Weges werde er sich dann für das Ergebnis verantworten müssen.
Die aktuelle Kritik sieht Sibelius in weiten Teilen als nicht ausgewogen an: „Da verbreitet sich ganz viel ganz, ganz schnell.“, sagt der Österreicher und verspricht, auf die künstlerische Kritik der Besucher einzugehen. Man müsse wissen, was man erwarten könne, wenn man ein Stück besuche. Das sei bei “Fidelio” beispielsweise ein großer Fehler gewesen, den man nicht wiederholen, sondern für verschiedene Zielgruppen und Erwartungen eigene Stücke produzieren werde. Eine bessere Kommunikation nach Außen sei dafür wichtig. Viele harte Kritiker gehörten derzeit zu denen, die gar keine Theaterbesucher seien, sondern die Kritik aus den Medien aufgriffen. Im Interview äußert sich Sibelius auch zum umstrittenen und jetzt abgesagten Stück „Die Rote Wand”.
Der Theaterintendant spricht auch über die finanzielle Situation seines Hauses: Sibelius macht Budgetkürzungen nach Festlegung des Spielplans für das so hohe Defizit in 2015 mitschuldig – wenngleich er nur vier Monate des letzten Jahres die Verantwortung innehatte. Nur ein geringer Teil des 15 Millionen Budgets könne er außerdem für die Kunst einsetzen – rund 13,5 Millionen seien in Personal und Sachkosten verplant. „2016 wird nochmal ein schwieriges Jahr, allerdings ist es normalerweise üblich, dass ein Theater bei einem Intendantenwechsel ein Sonderbudget bekommt – das haben wir nicht gekriegt. Wir werden für 2017 einen schönen Spielplan vorlegen, wo wir das Budget dann einhalten. Und so planen wir dann bis 2020.“
Die Sendung ist im Programm von OK54 sowie in der OK54 Mediathek online zu sehen.